In ihrem Impulsvortrag teilt Martina Baden aufschlussreiche Erfahrungen und Einsichten zur Bürgerbeteiligung bei einem Schwimmbad-Bauprojekt in Bremen.
Martina Baden, beleuchtet in ihrem informativen Vortrag die vielfältigen Facetten der Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten am konkreten Beispiel eines Schwimmbads in Bremen. Sie schildert den Ablauf des Verfahrens, die eingesetzten Instrumente, die erzielten Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse für zukünftige Projekte. Dabei geht sie auch auf Herausforderungen und Erfolgsfaktoren ein und gibt wertvolle Tipps für die Praxis.
In einem Impulsvortrag gewährt Martina Baden, die langjährige Erfahrung in der Geschäftsführung von Schwimmbädern mitbringt, spannende Einblicke in die Bürgerbeteiligung bei einem Schwimmbad-Bauprojekt in Bremen. Von der Planung über die Durchführung bis hin zur Umsetzung der Ergebnisse beleuchtet sie den gesamten Prozess, geht auf Herausforderungen und Erfolgsfaktoren ein und teilt wertvolle Erkenntnisse, die auch auf andere Bauprojekte übertragbar sind – ein inspirierendes Plädoyer für die Bedeutung von Bürgerbeteiligung in Zeiten wachsender Ansprüche an Mitbestimmung und Teilhabe.
Das Projekt: Vom Freibad zum kombinierten Schwimmstandort
Das Vorhaben, um das es geht, ist die Umgestaltung eines in die Jahre gekommenen Freibads in einen modernen Schwimmstandort mit Hallen- und Freibad. Aufgrund des maroden Zustands des Bades und ausreichender Freibad-Wasserflächen in Bremen stand zunächst eine Schließung zur Diskussion. Doch schnell wurde klar, dass dies auf Widerstand in der Bevölkerung stoßen würde. Zu bedeutend war das Bad für den Stadtteil und seine Bewohnerinnen und Bewohner. So entschied man sich für einen Neubau unter Einbeziehung der Bevölkerung.
Eine sportliche Herausforderung
Die Bürgerbeteiligung bei diesem Projekt war in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Zum einen waren die Vertreter des Schwimmsports bereits in die Planungen für die Schwimmhalle eingebunden, sodass für die Beteiligung der breiten Öffentlichkeit nur noch der Außenbereich blieb. Zum anderen verzögerte sich der Start des Verfahrens aufgrund von Wahlen und unklaren Zuständigkeiten. Und schließlich galt es, die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen unter einen Hut zu bringen – von Familien mit Kindern über Senioren bis hin zu sportlichen Schwimmern.
Der Prozess: Schritt für Schritt zur gemeinsamen Lösung
Wie also ging man vor, um trotz dieser Ausgangslage zu einem guten Ergebnis zu kommen? Martina Baden beschreibt den Ablauf des mehrstufigen Verfahrens wie folgt: Nach einer intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase fand zunächst eine Auftaktveranstaltung statt, bei der das Projekt vorgestellt und die Spielregeln für die Bürgerbeteiligung festgelegt wurden. Dann folgten eine Online-Umfrage, eine Postkartenbefragung und mehrere Workshops mit verschiedenen Zielgruppen – von Kita-Kindern über Senioren bis hin zu Schwimmvereinen. Auf einem „Tag des Votums” wurden die Ergebnisse schließlich zusammengetragen, diskutiert und in einem gemeinsamen Votum an die Politik übergeben. Abgerundet wurde das Verfahren durch ein Planungsfeedback, bei dem die überarbeiteten Pläne der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Instrumente und Erfolgsfaktoren
Ein Erfolgsfaktor des Verfahrens war sicherlich die Vielfalt der eingesetzten Beteiligungsinstrumente. Durch die Kombination von Online- und Offline-Formaten, von quantitativen Umfragen und qualitativen Workshops gelang es, Menschen aus allen Teilen der Stadtgesellschaft zu erreichen und einzubinden. Auch eine eigene Homepage, Plakate und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit trugen zur Sichtbarkeit und Transparenz des Prozesses bei. Wichtig war zudem eine klare, verständliche Kommunikation, die die Bürgerinnen und Bürger auf Augenhöhe ansprach und zur Mitgestaltung einlud.
Ergebnisse und Erkenntnisse: Ein Mehrwert für alle Beteiligten
Doch welche konkreten Ergebnisse brachte die Bürgerbeteiligung nun? Die ehemalige Geschäftsführerin zieht eine positive Bilanz: Viele Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung konnten in der Planung berücksichtigt werden, darunter:
- eine faire Aufteilung der Schwimmbahnen
- ein separates Kleinkindbecken mit Rutsche
- ein attraktiver Spielplatz und Sportangebote für Jugendliche
- erweiterte Öffnungszeiten
Gleichzeitig profitierten auch die Projektverantwortlichen von den Rückmeldungen: Sie erhielten wertvolle Hinweise zu den Bedürfnissen unterschiedlicher Nutzergruppen, konnten die Akzeptanz des Projekts erhöhen und spätere Konflikte vermeiden.
Bürgerbeteiligung als Lernprozess
Natürlich gab es auch Herausforderungen und Grenzen. Nicht alle Wünsche ließen sich umsetzen, sei es aus finanziellen, rechtlichen oder technischen Gründen. Hier war es wichtig, frühzeitig und transparent zu kommunizieren, was möglich ist und was nicht. Auch der hohe Aufwand des Verfahrens ist nicht zu unterschätzen – von der Vorbereitung über die Durchführung bis hin zur Auswertung und Umsetzung der Ergebnisse. Doch, so Martina Baden, sei Bürgerbeteiligung auch ein wertvoller Lernprozess. Man erhalte wichtige Impulse, müsse sich mit anderen Perspektiven auseinandersetzen und könne die eigene Arbeitsweise weiterentwickeln.
Fazit von Martina Baden: Bürgerbeteiligung als Chance begreifen
Welche Empfehlungen lassen sich aus den Bremer Erfahrungen nun für andere Bauprojekte ableiten? Martina Baden betont zunächst die Bedeutung einer sorgfältigen Vorbereitung. Dazu gehören eine klare Aufgabenstellung, realistische Ziele und die frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure. Während des Prozesses seien dann Transparenz, Wertschätzung und eine gute Moderation gefragt. Es gelte, Räume für einen offenen Austausch zu schaffen, ohne falsche Erwartungen zu wecken. Auch müsse man aushalten können, dass es nicht immer einen Konsens gebe. Am Ende stehe jedoch häufig ein Mehrwert für alle Beteiligten – durch tragfähigere Lösungen, höhere Akzeptanz und ein besseres gegenseitiges Verständnis.
Den Schatz der Bürgerschaft heben
In diesem Sinne, so das Fazit der früheren Geschäftsführerin, sei Bürgerbeteiligung eine Chance, die man ergreifen sollte. Sie erfordere zwar Mut, Offenheit und Ausdauer, könne aber auch ungeahnte Potenziale freisetzen. Denn in der Bürgerschaft schlummere ein enormer Schatz an Wissen, Erfahrungen und Ideen, den es zu heben gelte. Wer dies beherzige und die richtigen Rahmenbedingungen schaffe, könne mit Bürgerbeteiligung viel erreichen – für lebenswerte Städte und aktive Demokratie. Ein ermutigendes Plädoyer, das Lust macht, sich auf das Abenteuer Bürgerbeteiligung einzulassen.
Übertragbarkeit der Erkenntnisse
Auch wenn sich die Erfahrungen von Martina Baden auf ein konkretes Schwimmbad-Projekt in Bremen beziehen, lassen sich daraus wertvolle Erkenntnisse für Bürgerbeteiligungsverfahren bei Bauprojekten im Allgemeinen ableiten. Die grundlegenden Prinzipien und Erfolgsfaktoren – von einer klaren Zielsetzung über den Einsatz passender Beteiligungsformate bis hin zu einer wertschätzenden Kommunikation – sind auf viele Kontexte übertragbar.
Natürlich müssen die Instrumente und Vorgehensweisen immer an die spezifischen Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Auch rechtliche und politische Rahmenbedingungen gilt es zu berücksichtigen. Doch die Kernbotschaft bleibt: Bürgerbeteiligung ist kein lästiges Übel, sondern eine Chance für bessere Lösungen und mehr Miteinander. Es lohnt sich, dafür Zeit, Geld und Energie zu investieren.
Ein Aspekt, den die Branchenkennerin in diesem Zusammenhang besonders hervorhebt, ist die Bedeutung einer sorgfältigen Dokumentation und Auswertung des Verfahrens. Nur so könnten die Ergebnisse nachvollziehbar und für die Umsetzung handhabbar gemacht werden. Auch für die Legitimation des Projekts und die Motivation der Beteiligten sei dies entscheidend. Nicht zuletzt ermöglicht eine gute Dokumentation, aus den Erfahrungen zu lernen und diese auf andere Vorhaben zu übertragen.
In diesem Sinne ist Martina Badens Vortrag nicht nur ein spannender Erfahrungsbericht, sondern auch eine wertvolle Inspirationsquelle für alle, die sich mit Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten beschäftigen – sei es als Verantwortliche in Kommunen und Unternehmen, als interessierte Bürgerinnen und Bürger oder als Forschende und Lehrende. Er zeigt, wie Bürgerbeteiligung gelingen kann, wenn sie als Chance und nicht als Last begriffen wird. Und er macht Mut, neue Wege zu gehen und die Weisheit der Vielen zu nutzen. Denn am Ende profitieren alle davon – die Projektträger, die Bevölkerung und die Gesellschaft als Ganzes.